6,9 Millionen Euro für die Sepsis-Forschung
Prof. Dr. Bernardo S. Franklin vom Institut für Angeborene Immunität. ©Bruna Guerra
Jedes Jahr sterben allein in Deutschland etwa 75.000 Menschen an einer bakteriellen Blutvergiftung (Sepsis). Die EU stellt Mittel für die weitere Erforschung dieser Erkrankung im Rahmen des Forschungskonsortiums ‚BEATSep‘ zur Verfügung.
Überlebende einer Sepsis haben oft mit Folge- und Begleiterkrankungen zu kämpfen, die auf die Immunsuppression zurückzuführen sind. Das Internationale Zentrum für klinische Forschung (ICRC) am Fakultätskrankenhaus zu St. Anna (FNUSA) im tschechischen Brünn hat das Forschungskonsortium ‚BEATSep‘ gegründet. Horizon Europa fördert es in den nächsten fünf Jahren mit rund 6,9 Millionen Euro. Ziel ist es, die zellulären und molekularen Mechanismen zu untersuchen, die zur Immunsuppression bei Sepsis-Überlebenden führen. Prof. Dr. Bernardo S. Franklin, Institut für Angeborene Immunität des Universitätsklinikums Bonn und Mitglied des Exzellenzclusters ImmunoSensation2 der Universität Bonn, ist an dem Projekt beteiligt und erhält etwa 800.000 Euro aus der EU-Förderung. Die molekularen Mechanismen, die zu einer Immunsuppression nach einer Sepsis führen, sind laut Franklin noch weitgehend unbekannt. Es lasse sich derzeit nicht vorhersagen, welche Patienten überleben und welche eine Immunsuppression entwickeln. “Wir stellen die Hypothese auf, dass die Immunsuppression nach einer Sepsis durch Antikörper verursacht wird, die gegen Krankheitserreger gebildet werden, aber mit Komponenten unseres eigenen Immunsystems kreuzreagieren und die Aktivitäten der Immunzellen neutralisieren. Dieses `Kreuzfeuer´ kann die Immunstörung verursachen”, sagt Franklin. Anhand einer der größten Längsschnittkohorten von Sepsis-Patienten in Europa werden er und sein Team untersuchen, ob diese ‚Autoantikörper‘ und die Dysregulation von Inflammasomen als wichtige Signalvermittlungsstellen des angeborenen Immunsystems die Ursache für die Immunsuppression nach der Sepsis sind.
Im Konsortioum ‚BEATSep‘ arbeiten Forschende aus Tschechien, Irland, Österreich, Frankreich und Deutschland zusammen. „Das Projekt hat die Chance, die Genesung von pädiatrischen und erwachsenen Patienten, die einen septischen Schock erlitten haben, besser zu verstehen und grundlegend zu verändern“, sagt Dr. Jan Frič, Leiter des CMI-Teams am ICRC. Das ICRC ist eine gemeinsame Einrichtung des Fakultätskrankenhauses zu St. Anna in Brünn und der Medizinischen Fakultät der Masaryk-Universität.
Neben dem Institut für Angeborene Immunität des UKB und dem Exzellenzcluster ImmunoSensation2 der Universität Bonn sind an dem Forschungsprojekt folgende Institutionen unter der Leitung des International Clinical Research Center (ICRC) beteiligt:
- Ludwig Boltzmann Institut Wien (Österreich)
- BioVariance GmbH Tirschenreuth (Bayern)
- Centre d'Immunologie de Marseille-Luminy (Frankreich)
- Commenius Universität Bratislava (Slowakei)
- National University of Ireland und Lung Biology Cluster (Irland)
- Masaryk Universität Brünn (Tschechien)
- Assistance Publique – Hôpitaux de Marseille (Frankreich)
- National Institute of Health (Tschechien)
Weitere Informationen: www.beatsepsis.eu