Brücken bauen mit künstlicher Intelligenz

Demokratisierung als zentraler Faktor, um den Herausforderungen rund um den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) in der Medizin zu begegnen – das war eine Hauptthese beim diesjährigen Leitbildforum der St. Franziskus-Stiftung Münster.

Brücken bauen mit künstlicher Intelligenz (KI): Spannende Diskussion über den Einsatz von KI im Gesundheitswesen und die ethischen Aspekte und Herausforderungen mit dem Ethikbeauftragen Prof. theol. Michael Fischer, dem medizinischen Vorstand der Franziskus Stiftung Dr. Ulrich Knopp, dem KI-Experten Bart de Witte und dem Vorstandsvorsitzenden der Franziskus Stiftung Dr. Nils Brüggemann. ©St. Franziskus-Stiftung Münster


Wie man den Herausforderungen rund um den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) in der Medizin begegnen kann – mit dieser Frage hat sich jetzt das ,Leitbildforum‘ der St. Franziskus-Stiftung Münster mit rund 300 Führungskräften und Mitarbeitenden aus den Einrichtungen der Stiftung beschäftigt. Im Ergebnis schätzen die Teilnehmer die Demokratisierung der Technologie als zentralen Faktor ein, um den wachsenden Herausforderungen zu begegnen.

Der KI-Experte Bart de Witte zeigte als Hauptredner eine Zukunft für künstliche Intelligenz im Gesundheitswesen auf, die Offenheit, ethische Überlegungen und einen gleichberechtigten Zugang in den Fokus stellt. Er rief zu einer gemeinsamen Anstrengung auf, die Verwaltung und Nutzung von Gesundheitsdaten zum Wohle der Allgemeinheit neu zu gestalten. Der Gründer der HIPPO AI Foundation stellte auf dem Leitbildforum das transformative Potenzial und die ethischen Herausforderungen der künstlichen Intelligenz im Gesundheitswesen heraus. Er hob die Fähigkeit der KI hervor, medizinische Ergebnisse zu verbessern, Fehler zu reduzieren und die Effizienz zu steigern, und gab Beispiele, in denen die KI die Ärzte bei bestimmten Aufgaben sogar übertrifft. So zeigte er großes Potenzial für Large Language Models (LLMs) auf, die bei klinischen Entscheidungsprozesse unterstützen (z.B. Befundung in der Radiologie) und Routineaufgaben automatisieren können. Statt der ärztlich-kollegialen Zweitmeinung könne in Zukunft dann künstliche Intelligenz konsultiert werden, betonte der KI-Experte.

Er sprach jedoch auch die erheblichen ethischen Bedenken an, die sich aus der Kommerzialisierung von Gesundheitsdaten und KI ergeben, darunter Fragen der Gerechtigkeit, des Zugangs und der potenziellen Erosion öffentlicher Gesundheitsräume. In seinem Vortrag plädierte er für einen Paradigmenwechsel: Gesundheitsdaten sollten nicht mehr als privates, sondern als öffentliches Gut betrachtet werden. De Witte schlägt Open Source AI und Data Commons als Lösungen zur Förderung von Transparenz, Zusammenarbeit und Demokratisierung in der KI im Gesundheitswesen vor. Er betonte, mit welch hoher Geschwindigkeit sich Open-Source-Modelle weiterentwickeln würden, die zunehmend mit proprietären Systemen konkurrieren und gleichzeitig kostengünstiger sowie leichter zugänglich seien. Der KI-Experte stellte das Konzept der regenerativen Systeme für Gesundheitsdaten vor, das darauf abzielt, einen Ausgleich zwischen wirtschaftlichem Wert und sozialem Nutzen zu schaffen. Er erläuterte auch rechtliche und regulatorische Aspekte, darunter das EU-KI-Gesetz und Überlegungen zum geistigen Eigentum bei der KI-Entwicklung.

Franziskus Stiftung hat Chancen und Risiken im Blick und setzt KI bereits erfolgreich ein

„Die Entwicklungen rund um KI schreiten mit extrem hoher Dynamik voran“, so der Vorstandsvorsitzende der Franziskus Stiftung, Dr. Nils Brüggemann „wir setzen uns daher gleichermaßen intensiv mit den damit verbundenen Chancen wie Risiken auseinander.“ Mit dem vor drei Jahren gegründeten Institut für Krankenhausinformationsmanagement (IKiM) man hier schon frühzeitig Expertise unter eigenem Dach aufgebaut. „Daher haben wir in der Franziskus Stiftung auch bereits künstliche Intelligenz erfolgreich im Einsatz: So nutzen wir KI im Bereich der Kodierung von medizinischen Leistungen“ so Brüggemann – und künftig werde man auch eine datenschutzkonforme stiftungsinterne ChatGPT-Version einsetzen. Mit dezidierten Datenschutz-Richtlinien und flankierenden IT-Maßnahmen habe dabei der Schutz von Patientendaten oberste Priorität und sei zu jedem Zeitpunkt sichergestellt.

Um das Gemein- und Patientenwohl durch Forschung und Entwicklung weiter voranzubringen, bräuchte es für das Gesundheitswesen noch Anpassungen in der Regulatorik: „Die Gesetzesvorgaben in Deutschland und ganz Europa sind sehr eng, wir wünschen uns offene und zukunftsgerichtete Rahmenbedingungen“, betonte der Vorstandsvorsitzende.

Auch beim zweiten Teil des Leitbildforums war künstliche Intelligenz ein Thema, mit dem sich Mitarbeitende in einer einrichtungs- und hierarchieübergreifenden Arbeitsgruppe beschäftigten: Welche Best Practices führen zu effektivem Prompting? Welches Potential gibt es für KI-Anwendungen in unserem klinischen Alltag? Weitere Workshop-Themen waren unter anderem Ethik in der Pflege und Umsetzung von ethischem Handeln, Training im Bereich Risikomanagement, Erfahrungen aus der Praxis der Übergangspflege sowie Möglichkeiten der Suizidprävention.

Diese Meldung finden Sie auch in unserem Sondernewsletter KI im Gesundheitswesen

Zurück