ePA für alle: längere Einführungsphase gefordert
Den Krankenhäusern muss aus Sicht der DKG mehr Zeit zur Einführung der elektronischen Patientenakte eingeräumt werden. Auch andere Vertreter aus dem Gesundheitswesen halten die Zeitschiene für die Einführung für zu knapp.
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Eine Blitzumfrage des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) im Auftrag der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) hat ergeben, dass die deutschen Krankenhäuser mehr Zeit zur Einführung der elektronischen Patientenakte brauchen. Der Krankenhausverband fordert, die Pilotphase zur Einführung der ePA über den 15. Februar 2025 zu verlängern.
Nur knapp die Hälfte der Krankenhäuser geht laut der Umfrageergebnisse davon aus, dass die Hersteller der Krankenhausinformationssysteme (KIS) die ePA-Module bis zum Ende des ersten Quartals 2025 liefern können. Ebenfalls die Hälfte der Krankenhäuser schätzt die Dauer des Rollouts auf drei Monate bis zu einem Jahr ein. Vor diesem Hintergrund stuft sich auch mehr als die Hälfte der Krankenhäuser als technisch gut (45 Prozent) oder sehr gut (neun Prozent) auf die Einführung der ePA vorbereitet ein. 34 Prozent der Kliniken gaben aber an, dass sie nur wenig vorbereitet seien.
„Das Bundesgesundheitsministerium ist bereits den KIS-Herstellern entgegengekommen und hat sie frühestens zu Mitte Februar zur Bereitstellung der Technik verpflichtet. Der Minister muss jetzt auch für die Krankenhäuser Klarheit schaffen und die Pilotphase ausreichend verlängern. Die ePA ist sinnvoll und kann die Versorgungsqualität verbessern. Dafür benötigt es aber Akzeptanz bei Patientinnen und Patienten genauso wie bei Krankenhäusern. Diese Akzeptanz dürfen wir nicht durch technische oder organisatorische Probleme in der Startphase beschädigen“, so der Vorstandsvorsitzende der DKG, Dr. Gerald Gaß.
Niedergelassene sehen den Nutzen der ePA – wenn die Technik stimmt
Auch die Arzt- und Psychotherapiepraxen sehen der ,ePA für alle‘ mit gemischten Gefühlen entgegen: Zwar hoffen sie auf eine schnellere und einfachere Kommunikation, fürchten aber einen hohen Mehraufwand mit Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) im kommenden Jahr. Das geht aus dem PraxisBarometer Digitalisierung 2024 hervor. Die Befragung hat das IGES Institut zum siebten Mal im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) durchgeführt.
„Die niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen erwarten durchaus Vorteile von der ePA, haben aber auch Sorge vor einer großen zusätzlichen Belastung“, so Dr. Sibylle Steiner, Vorstandsmitglied der KBV, zu den Ergebnissen. Rund 90 Prozent der Praxen würden befürchten, dass die ePA zu einem hohen Verwaltungs- und Zeitaufwand führen wird. Für Steiner ist klar: „Hier spielen sicherlich die Erfahrungen beim holprigen Start vor allem der eAU und teilweise auch des eRezepts eine Rolle. Deshalb gilt umso mehr, dass die technischen Voraussetzungen stimmen müssen. Die ePA muss ausreichend erprobt, nutzerfreundlich umgesetzt und aufwandsarm in der Anwendung sein.“
Die Befragung habe auch gezeigt, dass die Störanfälligkeit der Telematikinfrastruktur (TI) noch immer zu groß sei: „Die Praxen brauchen bei ihrer täglichen Arbeit verlässliche Strukturen und funktionierende Systeme, damit die Digitalisierung zu einer Entlastung führen und erfolgreich sein kann.“
Deutlich wird anhand der Ergebnisse des PraxisBarometers auch, dass der Aufwärtstrend der Vorjahre anhält: Immer mehr Praxen setzen demnach auf digitale Kommunikation und bauen digitale Services für ihre Patienten aus.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten sind laut der Ergebnisse sowohl das elektronische Rezept (eRezept) als auch die elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) inzwischen fest im Praxisalltag verankert: 94 Prozent der befragten Ärzte nutzen das eRezept. Die eAU ist in 95 Prozent der Praxen etabliert. Hier ist auch die Zufriedenheit mit der Anwendung gestiegen: So zeigen sich in diesem Jahr 69 Prozent der eAU-Nutzer sehr oder eher zufrieden – 2023 lag der Anteil noch bei 50 Prozent. Mit dem eRezept ist ebenfalls die Mehrheit der Praxen zufrieden (63 Prozent). „Die Ergebnisse spiegeln das Engagement der niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen wider, die Digitalisierung in ihren Praxen aktiv voranzutreiben. Und sie zeigen, dass digitale Anwendungen, die funktionieren, zunehmend bessere Akzeptanzwerte erzielen“, so Steiner.
„Positiv ist auch, dass immer mehr Praxen überwiegend digital mit anderen Praxen kommunizieren“, erklärt Steiner. Die digitale Kommunikation mit den Krankenhäusern hinke hingegen weiterhin hinterher. Dabei wäre gerade der digitale Versand von Entlassbriefen durch die Krankenhäuser sehr wünschenswert – ein Bereich, in dem 72 Prozent der befragten Praxen einen großen Nutzen sehen. Steiner: „Der stationäre Sektor muss nun bei der Digitalisierung nachziehen.“
Die Ergebnisse aus dem PraxisBarometer Digitalisierung 2024 beruhen auf den Angaben von insgesamt 2.609 Ärzten und Psychotherapeuten, die an der Befragung teilgenommen haben.
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