Erste Studie zum Potenzial kollaborativer Robotik

Pflegende sind häufig hohen körperlichen Belastungen ausgesetzt. Jetzt wurde von einer Oldenburger Wissenschaftlerin weltweit erstmalig das Potential kollaborativer Robotik zu ihrer körperlichen Entlastung experimentell quantifiziert.

Dr. Anna Schumacher ©OLB-Stiftung/Markus Hibbeler


Pflegefachpersonen sind täglich hohen körperlichen Belastungen ausgesetzt – insbesondere bei wiederkehrenden Tätigkeiten wie dem Umlagern von Patienten. Diese Belastungen führen häufig zu Muskel-Skelett-Erkrankungen, Arbeitsunfähigkeit und einem vorzeitigen Berufsausstieg – ein Risiko, das angesichts des Fachkräftemangels gravierend ist. Die Oldenburger Wissenschaftlerin Dr. Anna Schumacher befasst sich in ihrer Dissertation mit der körperlichen Entlastung für Pflegekräfte durch kollaborative Robotik. Im Rahmen der Arbeit wurde weltweit erstmalig das Potential kollaborativer Robotik zur körperlichen Entlastung von Pflegefachpersonen experimentell quantifiziert.

Durch den Einsatz eines Robotersystems konnte der maximale Kraftaufwand im Pflegeprozess um bis zu 51 Prozent reduziert werden. Stark asymmetrische Haltungen und Bewegungen während der Umlagerung korrespondierten mit ausgeprägten Maxima in den Muskelaktivitätsdaten der unteren Gliedmaßen und der Wirbelsäule und wurden um bis zu 87 Prozent reduziert. Dies führte zu einer signifikanten Reduktion der durchschnittlichen Muskelaktivität an der Wirbelsäule um bis zu 55 Prozent.

Die Dissertation ist eine der Arbeiten, die von der Stiftung der Oldenburgischen Landesbank (OLB-Stiftung) mit dem mit insgesamt 22 000 Euro dotierten Wissenschaftspreis ausgezeichnet wurde. Insgesamt wurden sechs Absolventen von Universitäten und Hochschulen im Nordwesten ausgezeichnet, darunter Schumacher (3.500 Euro). Die Arbeit zeige die Machbarkeit der robotergestützten Umlagerung von Patienten und lege den Grundstein für zukünftige Forschungsarbeiten sowie den Transfer von interdisziplinärem Forschungswissen in die Praxis, hieß es.

Die OLB-Stiftung verleiht den OLB-Wissenschaftspreis seit dem Jahr 2000 nun zum dreizehnten Mal. Insgesamt sind bereits Preisgelder von rund 300.000 Euro an mehr als 80 Preisträger vergeben worden. Teilnehmen konnten an der aktuellen Auslobung Absolventen aller Fachbereiche der staatlich anerkannten Universitäten und Hochschulen im Nordwesten, die seit dem 17. Dezember 2022 eine Doktorarbeit oder eine Studienabschlussarbeit vorgelegt haben und deren Prüfungsverfahren abgeschlossen ist.

Zur Beurteilung der Arbeiten wurden je nach Fachbereich mehrere Kriterien wie Innovationsgrad, Theorie/Grundlagenforschung, Praxisrelevanz, Nutzen für Umwelt und Gesellschaft, Wirtschaftlichkeit, Form der Darstellung und Themenbezug herangezogen. Bewertet wurde nicht nur das fachwissenschaftliche Niveau der Arbeit, sondern auch die gesellschaftliche Bedeutung, der Mut bei der Wahl des Ansatzes und die Fähigkeit, Themen besonderer Art zu entwickeln und überzeugend darzustellen.

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