Gebauer ist Professorin für ,Cancer Survivorship'

Anfang Mai hat Prof. Judith Gebauer die Professur ,Cancer Survivorship' in Leipzig übernommen. Sie kommt vom Uniklinikum Schleswig-Holstein, wo sie die Langzeitnachsorge für Erwachsene nach Krebs im Kindes- und Jugendalter aufgebaut hat.

Prof. Judith Gebauer ©Privat


Anfang Mai hat Prof. Judith Gebauer die neugeschaffene Professur ,Cancer Survivorship‘ im Universitären Krebszentrum UCCL am Universitätsklinikum Leipzig (UKL) übernommen. Sie kommt vom Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, wo sie seit 2014 die Langzeitnachsorge für Erwachsene nach Krebs im Kindes- und Jugendalter aufgebaut hat. Die Leipziger Professur ist die dritte bundesweit mit diesem Schwerpunkt und die erste, die ärztlich und damit mit deutlich klinischer Ausrichtung besetzt wird.

Die Aufgabe der neugeschaffenen Professur ist der Aufbau und die Evaluation einer spezialisierten Versorgungsstruktur für Krebsüberlebende, um das Leben nach einer Krebserkrankung zu verbessern. Wichtiger Bestandteil ist dabei eine Spezialsprechstunde für ehemals an Krebs Erkrankte, die innerhalb des UCCL am UKL entstehen soll. „Wir haben heute in Deutschland fast fünf Millionen ,Cancer Survivors‘, also Überlebende einer Krebserkrankung“, so Gebauer. Ungefähr 60 Prozent sind Langzeitüberlebende, deren Krebsdiagnose mindestens fünf Jahre zurückliegt. „Diese Zahlen zeigen eindrucksvoll, wie erfolgreich die Medizin heute in der Behandlung von Krebserkrankungen ist“, so Prof. Florian Lordick, Direktor des Universitären Krebszentrums am UKL. „Die Heilungsraten steigen und damit auch der Anteil der Menschen in der Bevölkerung, für die die eigene Krebserkrankung zu einem Bestandteil ihres Lebens geworden ist.“  Dem gegenüber stehe aber eine Lücke, denn bisher gibt es nicht genügend Strukturen und Kompetenz zur Betreuung dieser wachsenden Gruppe.

Menschen mit einer Krebserkrankung entwickeln teilweise neue gesundheitliche Probleme als Folgen der Therapien, wobei wir bei manchen sehr neuen Behandlungsmethoden wie der Car-T-Zelltherapie oder Immuntherapien noch gar nicht genau wissen, in welchem Umfang diese auftreten und welche das sein werden“, beschreibt Gebauer, Internistin mit Schwerpunkt Endokrinologie, die Herausforderungen in ihrem Spezialgebiet. Vergleichsweise viel Wissen gibt es dagegen zu den Folgen von Therapien bei an Krebs erkrankten Kindern und Jugendlichen. „Hier kennen wir aufgrund der vorliegenden Daten zur Nachsorge auch die Langzeitfolgen, die bei diesen Betroffenen im Laufe des Lebens, teilweise Jahrzehnte später, auftreten können“, so Gebauer. Zu diesen Erfahrungen hat sie mit der Arbeit der von ihr geschaffenen spezialisierten Nachsorge-Ambulanz am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck sowie ihrer Forschungsarbeit zu Spätfolgen nach Krebs und interdisziplinärer Versorgung in der Langzeitnachsorge beigetragen.

Nun soll eine solche Sprechstunde für Langzeitkrebsbetroffene auch am UKL entstehen und vermutlich im Sommer 2025 ihre Arbeit beginnen. Hier werden die Patienten nach beendeter Krebstherapie auf ein interdisziplinäres Team aus Ärzten und Psychologen treffen, deren Aufgabe es sein wird, sie mit einem ganzheitlichen Blick auf physische und mentale Gesundheit zu betreuen und zu begleiten. Diese Betreuung wird kontinuierlich wissenschaftlich begleitet und evaluiert, um bewerten zu können, welche Strukturen und Angebote für die zukünftig weiter wachsende Zahl von Krebsüberlebenden sinnvoll und erforderlich sind.

„Wir arbeiten damit an der Schnittstelle zwischen Versorgung und Wissenschaft“, so Gebauer. „Unsere Zielsetzung wird darin bestehen, eine individuellere und präzisere Krebsnachsorge zu entwickeln, die passgenaue Nachsorgeuntersuchungen und -angebote entsprechend der persönlichen Risiken der Betroffenen enthalten soll“. Wenn Spätfolgen frühzeitig erkannt werden, können diese oft gut behandelt werden. „Die Zahl der Menschen, die diese Form der Nachbetreuung brauchen, wächst, und wir dürfen sie damit nicht allein lassen“, so Gebauer. Aber: „Um das gut zu machen, müssen wir deutlich mehr wissen als heute. Es gibt noch sehr viel, was wir erst lernen müssen. Ich freue mich, dass ich jetzt in Leipzig die Chance bekomme, daran in einem großen erfahrenen onkologischen Team mitwirken zu können“, so die Ärztin.

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