Hamburg: Arztbriefe mit KI

Im Hamburger Universitätsklinikum wurde jetzt mit der Einführung eines KI-Sprachmodells begonnen, das Ärzte bei der Erstellung von Arztbriefen unterstützt. Die Medizinier sollen so im klinischen Alltag entlastet werden.

©maroke, stock.adobe.com


Im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) ist die Einführung des KI-Sprachmodells ,Argo' gestartet, das Ärzte bei der Erstellung von Arztbriefen unterstützt. Der Einsatz des Sprachmodells soll die Patientenversorgung im UKE weiter verbessern und die Mitarbeitenden im klinischen Alltag entlasten. Grundlage für die Entwicklung des Sprachmodells ist die 2009 eingeführte digitale Patientenakte des UKE, die mit sieben Millionen Fällen eine der größten deutschsprachigen multidimensionalen Sammlungen medizinischer Datensätze bereithält. Entwickelt wurde ,Argo' von der neu gegründeten gemeinnützigen UKE-Tochtergesellschaft ,Innovative Digitale Medizin‘ (IDM gGmbH).

Im Fokus des neu entwickelten Large Language Modells (LLM) steht die KI-generierte Unterstützung bei der Erstellung der sogenannten Epikrise in Arztbriefen am Ende eines stationären Patientenaufenthalts, in der neben dem Aufnahmegrund auch Behandlungsverlauf und -entscheidungen erläutert werden. Auf Basis der gebündelten Informationen, die ,Argo' gelernt hat und aus dem aktuellen Patientenfall erhält, kann das Modell den Entwurf der Epikrise erstellen, der dann von dem behandelnden Arzt weiter angepasst werden und den vorgeschriebenen stationären Freigabeprozess durchlaufen kann. Das neue KI-Sprachmodell ist nach einer Testphase im Live-Betrieb und wird sukzessive den Kliniken im UKE zur Verfügung gestellt.

Der Geschäftsführer der IDM gGmbH, Dr. Nils Schweingruber, sagte, da das Sprachmodell mit Fällen aus dem UKE trainiert werde und die Entwicklung an hohe qualitätssichernde Standards gekoppelt sei, sei Argo sehr exakt und stelle dadurch einen wichtigen Mehrwert in der Erstellung von Arztbriefen dar. Der jeweilige Krankheitsverlauf der Patienten werde umfassend und gleichzeitig individualisiert abgebildet und mit gelerntem klinischem Wissen verbunden. Dr. Julius Obergassel, ebenfalls Geschäftsführer der IDM gGmbH, ergänzte, spannend an dem System sei die zugrundliegende Technologie. Die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten würden zeigen, dass Argo Behandlungsverläufe von Patienten verstehen und im Modell repräsentieren könne. „Dadurch kann das System nicht nur Entlassbriefe schreiben.“ Die Technologie gebe ihnen die Möglichkeit, verschiedenste Aufgaben einzubauen, die für die Patienten und die behandelnden Kollegen einen echten Mehrwert bieten würden. Die Patientendaten aus dem UKE würden unter Wahrung sämtlicher datenschutzrechtlicher Vorgaben und unter höchsten Sicherheitsstandards in Form KI-basierter Anwendungen für Patienten und das behandelnde medizinische Personal nutzbar gemacht. Schwerpunkt der UKE-Tochtergersellschaft ist die eigenständige und patientenzentrierte Entwicklung von KI-Anwendungen für den klinischen Alltag, die künftig auch anderen Kliniken und Forschungseinrichtungen deutschlandweit zur Verfügung gestellt werden sollen.

Der Start des neuen KI-Sprachmodells am UKE unterstreiche das große innovative Potential digital unterstützter Medizin, die eine langfristige Unterstützung für Patienten und medizinisches Personal mit sich bringen könne, so die Hamburger Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Die Grünen). Das UKE leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Ausbau einer modernen medizinischen Infrastruktur, von der langfristig auch andere Einrichtungen weit über den Hamburger Standort hinaus profitieren würden.

Prof. Dr. Christian Gerloff, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKE, betonte, dass der Ausbau digitaler Unterstützungsleistungen im UKE einen hohen Stellenwert habe. „Der bereits weit vorangeschrittene Digitalisierungsgrad in unserer Versorgung bildet somit eine wertvolle Grundlage zur Entwicklung neuer innovativer Lösungen für eine zukunftsfähige Medizin. Die Entwicklung des KI-Sprachmodells zur Erstellung von Arztbriefen ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie digitale Anwendungen die medizinische Versorgung nachhaltig weiterentwickeln und verbessern können – ein wunderbares Beispiel für den Facettenreichtum von Universitätsmedizin.“

Diese Meldung finden Sie auch in unserem Sondernewsletter KI im Gesundheitswesen

Zurück