Heilung in Lichtgeschwindigkeit

Bei dem neuartigen Verfahren wird flüssiges, lichtsensibles Monomer über einen Ballon in den gebrochenen Knochen gefüllt und dann durch spezielles Licht verhärtet. ©Sven Olaf Stange/MKK

Die Unfallchirurgen im Johannes Wesling Klinikum nutzen ein lichtempfindliches Polymer zum Heilen von Knochenbrüchen. Das Verfahren ist besonders für ältere Patient:innen geeignet.

Bei komplizierten Knochenbrüchen wird der gebrochene Knochen durch Nägel oder Platten und Schrauben stabilisiert. Besonders betroffen sind Menschen, die unter altersbedingter Osteoporose leiden. Gerade für sie sind OPs mit großen Wunden enorm belastend. Daher wird im Universitätsklinikum Minden immer häufiger auf das IlluminOss-Verfahren zurückgegriffen – dabei kann der Knochen ohne große Wunden minimalinvasiv stabilisiert werden.

Ganz ohne OP und Narkose geht es allerdings nicht. „Bei diesem Verfahren wird ein Ballonkatheter über einen kleinen Schnitt in den Knochen eingebracht. Dieser Ballon wird mit einer Flüssigkeit aufgefüllt, die unter Licht aushärtet, so Prof. Dr. Johannes Zeichen, Direktor der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, spezielle Unfallchirurgie am Johannes Wesling Klinikum Minden. Ziel sei es, vor allem ältere Patienten:innen schneller zu mobilisieren.

Bei dem neuartigen Verfahren wird flüssiges, lichtsensibles Monomer über einen Ballon in den gebrochenen Knochen gefüllt und dann durch spezielles Licht verhärtet. Das Prinzip ähnelt den Kunststofffüllungen beim Zahnarzt, wo ebenfalls ein formbarer Kunststoff in Sekundenschnelle durch eine spezielle, in der Regel blaue Lichtquelle ausgehärtet wird. Der Vorteil ist, dass sich der flüssige Kunststoff passgenau den individuellen Gegebenheiten anpasst. „Die Patientinnen und Patienten bekommen so ein für sie spezifisches Implantat, das sofort für Stabilität und Festigkeit des gebrochenen Knochens sorgt“, so Oberarzt Said Chotta. Die Methode wird im Uniklinikum Minden seit drei Jahren etwa 30 Mal pro Jahr angewendet. Zusammen mit dem Hersteller habe man zudem eine spiralförmige Markierung entwickelt. „So können wir das Implantat sowohl während als auch nach der OP jederzeit auf dem Röntgenbild prüfen und sehen“, so Chotta.

Nicht alle operativ zu versorgenden Brüche können mit dem neuen Verfahren behandelt werden „Die Standardversorgung sind weiterhin verschraubte Platten, die mit Schrauben an den Knochen fixiert werden. Für junge und gesunde Knochen sei dies vorteilhafter“, sagt Chotta. Aber immer mehr Patient:innen werden älter und bleiben länger mobil; durch das neue Verfahren könne man sie auch nach einem Knochenbruch weiter mobil halten.

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