Mit Strahlen gegen Herzrhythmusstörungen

Das Team aus der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am Uniklinikum Prof. Esther Troost und Dr. Annika Lattermann sowie die Kolleginnen und Kollegen aus dem Herzzentrum Prof. Sergio Richter Dr. Micaela Ebert, Prof. Axel Linke (v.l.) zusammen mit dem 72-Jährigen Patienten. ©UKD/Kirsten Lassig

Eine innovative Behandlungsmethode lässt Betroffene mit nicht behandelbaren Kammerrhythmusstörungen hoffen. Dazu arbeitet das Team der Strahlentherapie mit Rhythmologen des Herzzentrums an der Uniklinik Carl Gustav Carus Dresden zusammen.

Mediziner:innen der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden haben erstmals einen Patienten mit schweren Herzrhythmusstörungen mittels Strahlentherapie behandelt. Eine medikamentöse Behandlung der Störungen konnte ihm ebenso wenig helfen, wie die Verödung der für die Störungen verantwortlichen Bereiche im Herzmuskel per Katheterbehandlung. „Das Zielgebiet der Störung liegt bei dem Patienten sehr tief in der muskulären Wand der Herzbasis, also dort, wo die Herzkammer häufig am dicksten ist. Mit konventionellen Therapien konnten wir hier nicht helfen“, so Prof. Dr. Sergio Richter, Sektionsleiter der Rhythmologie im Herzzentrum.

Bei dem 72-jährigen Patienten, der an einer strukturellen Herzerkrankung – der sogenannten nicht-ischämischen Kardiomyopathie – leidet, konnten mithilfe der Photonen die für die Störungen kritischen Areale im Herzen lahmgelegt werden. „Es gab für den Patienten keine andere Therapieoption mehr“, so Prof. Dr. Esther Troost, Direktorin der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie. „Innerhalb weniger Tagen habe man den Fokus für die Herzrhythmusstörung in Absprache mit den Kolleg:innen aus dem Herzzentrum am hochmodernen Linearbeschleuniger der Klinik bestrahlt. Seitdem hat sich der Zustand des Patienten insoweit stabilisiert, dass er keine lebensgefährlichen Kammerrhythmusstörungen mehr hat. Nun hoffen die Mediziner:innen, dass sich die in der Literatur beschriebenen positiven Auswirkungen der experimentellen Behandlungsmethode auch bei diesem Patienten dauerhaft einstellen. Weltweit haben bislang nur um die 300 Patient:innen diese Therapie erhalten, in Dresden war es die erste Bestrahlung ihrer Art.

Schon seit längerem wird an Möglichkeiten geforscht, Strahlentherapie neben der Tumorbehandlung auch zur Therapie anderer Erkrankungen einzusetzen. Die Hochschulmedizin Dresden ist unter anderem eins von sieben Studienzentren in Deutschland, die sich an der RAVENTA-Studie beteiligen. Gemeinsam wollen sie die Durchführbarkeit und Sicherheit einer Hochpräzisionsbestrahlung (die sogenannte stereotaktische Strahlentherapie) für Patient:innen mit anhaltenden und austherapierten Herzrhythmusstörungen im Bereich der Herzkammern (ventrikuläre Tachykardien) untersuchen.

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