Transformationsaufgabe Patientenportal
Wie ein Krankenhaus erfolgreich ein Patientenportal etablieren kann und wie eine langfristige Nutzung erreicht wird – diese Fragen wurden bei einem Online-Seminar unter der Überschrift ‚Patientenportale erfolgreich etablieren‘ erörtert.
Patientenportale sind ein zentraler Baustein der modernen Kommunikation zwischen Krankenhaus und Patient – und damit der digitalen Versorgungszukunft. Die Digitalisierungsdividende kann hoch sein, wenn man alles richtig macht. Das Online-Seminar, gemeinsam von der Fachzeitschrift ‚Krankenhaus Technik + Management‘ und portal eins veranstaltet, wollte die Teilnehmer dabei unterstützen – mit jeder Menge Input aus der Praxis von Patientenportal-Projekten und wertvollen Infos aus der Industrie.
Deutlich wurde bei der Veranstaltung, dass die Betrachtung der Etablierung eines Patientenportals als Transformationsaufgabe entscheidend ist. Es handle sich dabei keineswegs nur um die Installation einer Software oder um ein reines IT-Projekt, so Michael Franz von portal eins. Extrem wichtig sei es, bei der Gestaltung des Transformationsprozesses alle Beteiligten von Anfang an mit einzubinden, stimmten die Experten überein. Direkt oder indirekt seien dabei fast alle Krankenhausmitarbeiter von den vom Patientenportal tangierten Abläufen betroffen. Außerdem kämen die Bürger als neue Stakeholder dazu. Die Auswirkungen eines gut umgesetzten und etablierten Patientenportals auf Effizienz, Service und Qualität könnten dabei im Vergleich zu anderen Digitalisierungsprojekten erheblich sein, betonte Franz.
Die Speaker des gut zweistündigen Seminars waren Susanne Quante, Kaufmännische Geschäftsführerin der LungenClinic Grosshansdorf, Samedi-Mitgründer Prof. Alexander Alscher, Thorid Gehrmann, Abteilungsleiterin im Produkt- und Innovationsmanagement für Digitalisierung am Klinikum Region Hannover, Sarah Peuling, Vice President Service & Support für das operative Patientenportal-Geschäft bei m.Doc, Dr. Marc Heiderhoff, Leiter des Instituts für Krankenhausinformationsmanagement Münster (IKiM) der St. Franziskus-Stiftung Münster, Tjark Fiedler von Health-Comm, Dr. Ruth Hecker, Chief Patient Safety Officer an der Universitätsmedizin Essen und Vorsitzende des Aktionsbündnis Patientensicherheit und Dr. Joshua Gawlitza, Geschäftsführer und Mitgründer der InformMe GmbH.
Einige zentrale Erkenntnisse der Runde:
- Die Etablierung eines Patientenportals kann ohne Changemanagement nicht funktionieren.
- Ein Patientenportal kann die Effizienz/Wirtschaftlichkeit (und damit den ROI) nur erreichen, wenn es auch in die Prozesse im Krankenhaus eingebunden wird.
- Die enge Einbindung der Mitarbeiter, das Hören auf ihre Erfahrungen und Verbesserungsvorschläge und gegebenenfalls die Einarbeitung dieser ins laufende System sind wichtige Erfolgsfaktoren.
- ‚Change‘ sollte auch nach der Einführung des Patientenportals ermöglicht werden und die Prozesse müssen flexibel bleiben.
- Als eine Art Türöffner zur Digitalisierung können Patientenportale die Kommunikation zwischen Patienten und Klinik erleichtern, den Verwaltungsaufwand reduzieren und im besten Fall die Qualität der Versorgung verbessern.
- (Daten-)Integration ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für erfolgreiche Patientenportale – erst dadurch wird Automatisierung möglich.
- Patientenportale spielen eine entscheidende Rolle bei der Verbesserung der Patientensicherheit.
- Für Bürger und Patienten muss sich mit dem Portal ein stringentes Bild ergeben, um Akzeptanz zu erreichen.
Patientenportalprojekte lebten aufgrund der geringen existierenden Erfahrung und der teilweise noch unvorhersehbaren Chancen mehr als andere Digitalisierungsprojekte von einer Lernkurve, betonte Michael Franz gegen Ende des Seminars. Zu erwarten sei, dass sie sich nach der Etablierung dauerhaft weiterentwickelt und gemanagt werden müssen – Change als ständiger Begleiter gewissermaßen, auf dem Weg in die Versorgung der Zukunft.
Die Aufzeichnung des Seminars kann (nach kostenfreier Anmeldung) hier angesehen werden.