Trendbericht: Wie geht es angestellten Ärzt:innen?
Fast drei Viertel der berufstätigen Ärzt:innen sind angestellt. Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) beleuchtet ihre Situation in einem neuen kostenlos abrufbaren Bericht.
Der BGW-Bericht ‚Die Berufsgesundheit des medizinischen Fachpersonals auf dem Prüfstand‘ untersucht die Entwicklung der Faktoren Ressourcen, Arbeitsbedingungen, Arbeits- und Erwerbsfähigkeit sowie Medien-Meinungsklima. Als Datenbasis dient das sozio-oekonomische Panel (SOEP), das in seiner aktuellsten Publikation Daten bis 2020 berücksichtigt. Ergänzend werden weitere Quellen ausgewertet, wie von der Bundesärztekammer und dem Marburger Bund. Eine differenzierte Betrachtung ermöglicht die Anwendung des Konzepts der sozioökonomischen Berufsgesundheit, das die BGW im vergangenen Jahr gemeinsam mit der Deutschen Rentenversicherung Bund (DRV) und DIW Econ vorgestellt hat.
Fachkräftemangel, immer mehr Überstunden, keine Zeit für Weiterbildung – viele Faktoren beeinflussen die Arbeitssituation der Berufsgruppe negativ. Doch es gibt auch positive Entwicklungen. Denn zwei Ressourcen haben sich verbessert: die Zufriedenheit mit der Arbeit und dem Einkommen. Verringert und damit negativ entwickelt hat sich hingegen der Anteil von Beschäftigten, die Weiterbildung in Anspruch genommen haben.
Die wöchentliche Arbeitszeit bei den angestellten Ärzt:innen ist laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung gesunken. Deutlich zugenommen hat der Anteil angestellter Ärzt:innen im Krankenhaus, die in Teilzeit arbeiten. Zurückgegangen ist die Sorge um den Arbeitsplatz. Erkennbar gesunken sind befristete Beschäftigungsverhältnisse, ihr Anteil bleibt aber im Vergleich zu anderen Berufsgruppen hoch. Negativ zu bewerten ist die 2020 auf 98 Prozent gestiegene Quote derer, die Überstunden leisten.
Die Statistik zeigt, dass der Anteil der bei der Bundesärztekammer als berufsunfähig gemeldeten Ärzt:innen mit rund 0,5 Prozent relativ stabil, leicht rückläufig und im Vergleich aller Berufsgruppen niedrig ist.
Während das Arbeitsunfallgeschehen auf niedrigem Niveau stabil ist, explodierte die Zahl der Verdachtsmeldungen auf Berufskrankheiten – von 58 (2019) über 1.239 (2020) auf 3.906 (2022). Der exponentielle Anstieg ist allein auf die vielen Verdachtsmeldungen von Covid-19 als Berufskrankheit zurückzuführen.
Die BGW gibt auch einen Ausblick auf wichtige Trends: die steigende Nachfrage nach Teilzeitbeschäftigung, die Digitalisierung von Prozessen der Verwaltung und Dokumentation sowie die geplante Krankenhausreform und ihre Auswirkungen auf die Arbeitssituation angestellter Ärzt:innen.
Der vollständige Trendbericht ist kostenlos abrufbar: www.bgw-online.de/trendbericht-aerzte