Zukunftsbranche Medizintechnik

Die Medizintechnik ist laut einer aktuellen Studie eine der chancenreichsten Branchen bis 2040. Die übergreifende Branche Analysen-, Labor- und Medizintechnik belegte in der Untersuchung den vierten Platz im Ranking der Zukunftsindustrien.


Die Medizintechnik gehört zu den zehn wichtigsten Zukunftsbranchen Deutschlands. Dies zeigt eine aktuelle Studie der FutureManagementGroup, die in Kooperation mit dem Industrieverband Spectaris entstanden ist. Die Untersuchung bewertete 25 Industriezweige hinsichtlich zentraler Zukunftstrends bis 2040. Die übergreifende Branche Analysen-, Labor- und Medizintechnik, zu der die Medizintechnik zählt, belegte dabei Platz 4 im Ranking der Zukunftsindustrien.

Technologische Entwicklungen und Marktchancen

Zahlreiche Innovationen werden laut der Untersuchung die Branche in den kommenden Jahren prägen. So würden Telemedizin und digitale Plattformen die Patientenversorgung unabhängig von Standort und Zeit verbessern, KI-gestützte Diagnostik ermögliche schnellere und präzisere medizinische Entscheidungen. Wearables und smarte Gesundheitslösungen werde Prävention und Monitoring unterstützen, so die Autoren. In der kurativen Medizin steigern Robotik-gestützte OP-Systeme und Assistenzsysteme Qualität und Effizienz. Auch Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Produktionsprozesse gewinnen zukünftig an Bedeutung.

Regulierung, Technologieanpassung und Marktdynamik als Herausforderungen

Neben großen Chancen sieht die Studie auch Herausforderungen für die Branche. So könnten regulatorische Hürden wie die MDR (Medical Device Regulation) Innovationsprozesse verlangsamen. Die wachsende Abhängigkeit von globalen Technologieplattformen berge Risiken für die digitale Souveränität. Der wachsende Fachkräftemangel und hohe Anforderungen an IT-Kompetenzen würden den Wandel erschweren. Internationale Wettbewerbsfähigkeit müsse durch gezielte Förderung gestärkt werden, so die Autoren.

„Unsere Studie zeigt, dass insbesondere technologiegetriebene Industrien ein enormes Potenzial besitzen. Sie können die Chancen großer transformativer Veränderungen nutzen – vorausgesetzt, sie investieren mit einem guten Maß an Risikobereitschaft und Zukunftsfreude,“ so Prof. Dr. Pero Mićić, CEO der FutureManagementGroup AG.

Dr. Martin Leonhard, Vorsitzender der Medizintechnik bei Spectaris, ergänzte: „Deutschland ist der zweitgrößte Medizintechnik-Standort weltweit. Um international wettbewerbsfähig zu bleiben, braucht die Branche ein klares industriepolitisches Konzept. Die neue Bundesregierung muss die Handlungsempfehlungen des ‚Round Table Gesundheitswirtschaft‘ zügig umsetzen. Dazu gehören die beherzte Rücknahme überbordender Regulierung, innovationsfreundliche Zulassungsbedingungen, Förderung von Freihandel und gezielte Investitionen in Forschung und Entwicklung. Nur wenn Forschung, Entwicklung und Produktion in Deutschland gehalten werden, kann die Branche langfristig zur Versorgungsautonomie und wirtschaftlichem Wachstum beitragen.“

Die Studie, die die FutureManagementGroup im Auftrag von Spectaris durchgeführt hat, basiert auf einer umfassenden Bewertung technologischer und wirtschaftlicher Trends. Fünf zentrale Transformationsszenarien, die bis 2040 für einen Großteil der produzierenden Industrie relevant sind, standen im Mittelpunkt der Untersuchung: Die Steigerung von Computerleistung und Datenmengen, Produktivitätsgewinne durch Künstliche Intelligenz, Automatisierung durch Robotik, sie steigende Lebenserwartung und nachhaltigeres Wirtschaften.

Vor dem Hintergrund dieser Trendszenarien wurden drei Fragestellungen detailliert analysiert und auf einer Punkteskala eingeordnet:

  • Wie groß ist die Betroffenheit der jeweiligen Branchen durch die Trendszenarien insbesondere im Hinblick auf den Anteil der betroffenen Unternehmen? (als Multiplikator)
  • Wie groß ist das Chancenpotenzial mit Blick auf Effizienzsteigerung und Marktwachstum – also das erwartbare zusätzliche Wertschöpfungspotenzial der Branche durch technologische und wirtschaftliche Entwicklungen?
  • Wie groß ist das Disruptionspotenzial mit Blick auf heutige Schlüsseltechnologien und Fähigkeiten deutscher Unternehmen – also das bedrohte Wertschöpfungspotential der deutschen Branche?

Daraus wurde die Gesamtpunktzahl im Ranking errechnet. Branchen, die sowohl starke Wachstumschancen als auch vergleichsweise geringe Disruptionsrisiken aufweisen, schnitten besonders gut ab. Eine hohe Betroffenheit von Disruptionen bedeutet jedoch nicht zwangsläufig ein geringes Wachstum – vielmehr kann starker Veränderungsdruck Chancen erst sichtbar machen und Innovationsprozesse beschleunigen.

Die Medizintechnik-Branche (Hersteller von medizintechnischen Geräten und Medizinprodukten inkl. Kleinstunternehmen) beschäftigte im Jahr 2024 laut der Gesundheitswirtschaftlichen Gesamtrechnung des WifOR-Instituts in Deutschland insgesamt rund 212.100 Menschen und erwirtschaftete eine Bruttowertschöpfung von 19,7 Milliarden Euro. Nach der Wirtschaftsstatistik gab es 2023 in Deutschland 1.480 Medizintechnik-Hersteller mit mehr als 20 Beschäftigten, die über 161.000 Mitarbeitende beschäftigten und einen Gesamtumsatz von über 40 Milliarden Euro erzielten (55 Milliarden Euro inkl. Kleinstunternehmen). 68 Prozent des Medizintechnik-Umsatzes stammen aus dem Auslandsgeschäft. Rund neun Prozent des Umsatzes werden in Forschung und Entwicklung investiert. 93 Prozent der Unternehmen sind KMU.

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