Zusammenarbeit bei Patientenportal-Projekt beendet

Die Krankenhäuser im Verbundprojekt ,Mein Krankenhaus Bayern' und Siemens Healthineers haben sich jetzt einvernehmlich auf eine Beendigung der Zusammenarbeit bei einem Patientenportal-Projekt für über 100 Krankenhäuser verständigt.

©AdityaBagasA – stock.adobe.com


Im Herbst 2023 begann die Zusammenarbeit der bayerischen Klinik IT Genossenschaft (KIG) und Siemens Healthineers (SHS) zum Aufbau einer interoperablen Plattform, die die Basis für die gemeinsame Patientenportallösung bilden sollte. Jetzt haben sich die Krankenhäuser im Verbundprojekt „Mein Krankenhaus Bayern“ und Siemens Healthineers einvernehmlich auf eine Beendigung der Zusammenarbeit verständigt, wie von beiden Seiten bestätigt wurde. Dr. Benedict Gross, Sprecher der Klinik IT eG, sagte der KTM-Redaktion gegenüber, es habe sich keine tragfähige Perspektive für eine Umsetzung im bisherigen Rahmen finden lassen, trotz intensiver Bemühungen beider Seiten. „Dieses ambitionierte Projekt kann in der von SHS ursprünglich geplanten Form und innerhalb der engen Fristen des KHZG nicht realisiert werden. Ein Digitalisierungsprojekt in so einer großen Dimension trifft zwangsläufig auf Herausforderungen auf seinem Weg. In diesem Fall liegt die Zeitleiste nicht in der Hand der Krankenhäuser als Auftraggeber: Da die Finanzierung zu großen Teilen aus KHZG-Mitteln stammt, arbeiten wir in sehr ambitionierten Zeitzielen, die alle Beteiligten erreichen müssen — wir haben hier sehr wenig Spielraum“, so Gross. Auf die Frage, ob das Ende der Kooperation förderschädlich für die Krankenhäuser sei, sagte er: „Die intensiven Anstrengungen der letzten Monate haben natürlich auf Seiten der KIG und der Krankenhäuser Aufwand verursacht. Da die KIG aber in diesem Projekt für über 50 Krankenhausträger tätig ist, werden auch solche Lastspitzen im Koordinationsaufwand effizient gebündelt und belasten kein einzelnes Krankenhaus. Genau dafür ist die KIG auch als Shared Service Center ins Leben gerufen worden. Die Auflösung des Vertrags mit SHS ist für alle Seiten fair gestaltet und so, dass den Krankenhäusern kein Schaden entsteht und auch die Fördermittel nicht gefährdet sind“. Zu weiteren Details des Aufhebungsvertrags könne er sich allerdings nicht äußern. Gross betonte, dass das Projekt der Krankenhäuser weiterlaufe und schon weit fortgeschritten sei. „Es geht hierbei ja nicht nur um zentrale technische Infrastrukturkomponenten, sondern viel auch um die Vorbereitung auf Seiten der Krankenhäuser, sei das auf Ebene der Prozessabläufe oder der Vorbereitung der Schnittstellen zu eigenen IT-Systemen. Für die zentralen Infrastrukturkomponenten wird nun ein neuer Dienstleister beauftragt, das Projekt insgesamt schreitet davon unbenommen voran. Die bisherigen Vorarbeiten und Ergebnisse seitens der Krankenhäuser und KIS-Hersteller können weiter genutzt werden“.

Gross sagte, dass fast alle Krankenhäuser, die sich mit im Verbund ,Mein-Krankenhaus.Bayern' auf den Weg gemacht hätten, auch jetzt im Projekt bleiben würden. Nur drei kleinere Krankenhausträger hätten sich für eine eigene und separate Lösung entscheiden. „Über 50 Krankenhausträger gehen jetzt weiter und werden das Projekt eines interoperablen Patientenportals fortsetzen und realisieren. Ein entsprechendes Vergabeverfahren ist bereits durchgeführt“, so der KIG-Sprecher.

Erst vor kurzem wurde das Projekt  – mit einem anderen Industriepartner – unter dem Titel „Mein Krankenhaus Digital“ erweitert. Diese Zusammenarbeit laufe trotz des Endes der Zusammenarbeit mit SHS weiter, betonte Gross. Leistungsumfang und Spezifikationen der beiden Projekte seien identisch, sie seien aber komplett unabhängig voneinander gesteuert und organisiert worden.

Heiko Jahr, Sprecher von Siemens Healthineers, sagte KTM auf Anfrage, dass während der Umsetzung des Projekts verschiedene Herausforderungen aufgetreten seien, die einen erheblichen Einfluss auf die inhaltliche und zeitliche Realisierung des Projektes gehabt und eine planmäßige Durchführung zunehmend erschwert hätten. „Trotz intensiver Bemühungen beider Seiten ließ sich keine tragfähige Perspektive für eine Umsetzung im bisherigen Rahmen finden. Dieses ambitionierte Projekt kann somit in der von Siemens Healthineers ursprünglich geplanten Form und innerhalb der Fristen des KHZG (Krankenhaus-Zukunfts-Gesetz) nicht realisiert werden“, so Jahr.

Die KIG und die beteiligten Krankenhäuser würden in einer neuen Projekt- und Partnerstruktur die Möglichkeit sehen, den ambitionierten Plan noch zu erreichen, so Jahr. „Der Beendigung des bisherigen Vertrags sind viele Abstimmungen und Verhandlungen vorausgegangen. In der Projektzusammenarbeit wurde ein partnerschaftlicher und fairer Umgang zwischen Auftraggebern und Auftragnehmern gepflegt, der nun auch in der einvernehmlichen Beendigung Ausdruck findet“, betonte Jahr. Das Projekt werde neu strukturiert und unter veränderten Rahmenbedingungen fortgesetzt. Ziel bleibe, die digitalen Potenziale für Krankenhäuser und Patienten nutzbar zu machen – effizient, interoperabel und nutzerzentriert.

Zurück